Im zweiten Teil unserer DDR-Serie erfährst du, warum es 1948 plötzlich wieder eigene Marken für die SBZ gab.

 

 

Wirtschaftlicher Neuanfang ohne Reichsmark

Alle bis hier genannten Briefmarken wurden noch gegen Reichsmark verkauft. Die Nationalsozialisten hatten während ihrer Machtzeit hemmungslos Geld gedruckt. Sie verhinderten eine Inflation durch gesetzlich vorgeschriebene Preise. So war nach dem Ende des "`Dritten Reichs"' auch die Reichsmark ruiniert und auf dem Schwarzmarkt bildete sich eine Ersatzwährung: Zigaretten, meist amerikanischer Herkunft. Die Reichsmark taugte nur noch dazu, mit ihr die rationierten und preisgebundenen Lebensmittel zu kaufen. Schlechte Startmöglichkeiten also für einen wirtschaftlichen Neuaunfang.

Der gemeinsame Kriegsgegner Nazi-Deutschland hatte die Westalliierten und die UdSSR geeint, aber schon kurz nach dem Sieg zeichnete sich die Ost-West-Konfrontation ab, die 40 Jahre anhalten sollte. So kam es, dass die Westalliierten sich 1948 einseitig von der Reichsmark trennten und eine neue Währung einführten: Die Deutsche Mark (DM).

Anders als beim Euro, wo alles jahrelang im Voraus bekannt war, kam die DM ziemlich unerwartet. Kaum jemand wusste etwas davon und man konnte auch nur ganz begrenzt Geld umtauschen. Die Post musste im Vorfeld unauffällig und schnell für viele neue Briefmarken sorgen. Man entschied sich dafür, die bisher verwendeten Briefmarken mit Posthörnern zu überdrucken und gegen DM zu verkaufen:

Neue Briefmarken für die Westzonen mit Band- ... ... und Netzaufdruck!

DM erzwingt Währungsreform in der SBZ

Das brachte nun natürlich die SBZ in Schwierigkeiten, denn die in den Westzonen über Nacht wertlos gewordene Reichsmark drohte ja nun in die SBZ zu schwappen. Es musste also eine weitere Währungsreform her, diesmal im Osten. Drei Tage nach der im dem Westen, am 24. Juni 1948, wurde eine improvisierte Währungsreform in der SBZ durchgeführt. 

Improvisation bei der Post

Bezirkshandstempelaufdruck

Neue Briefmarken konnte man in diesen wenigen Tagen natürlich nicht drucken. Nicht einmal für einheitliche Überdrucke wie im Westen reichte die Zeit in Ostdeutschland.

Man kam auf die Idee, die so genannten Bezirksstempel auf Briefmarken abzuschlagen. Diese Stempel wurden eigentlich für Postanweisungen verwendet und enthielten eine Bezirksnummer und den Namen des Postamtes. Jedes Postamt besaß solche Stempel, so dass man den ersten Briefmarkenbedarf decken konnte, indem die Postämter diese Bezirkshandstempel auf den alten Briefmarken abschlugen und sie so zu Briefmarken mit der neuen Währung machten.

Markenvielfalt

Nach dem Willen der Postverwaltung sollten nur die Pfennig-Marken der zweiten Kontrollratsserie überdruckt werden. Markenmangel, Unkenntnis und oft auch Gewinnstreben führten aber dazu, dass neben den Markwerten auch die Marken der ersten Kontrollratsserie (Ziffernserie) und sogar die Sondermarken der Gemeinschaftsausgaben überdruckt wurden.  

Viele dieser Aufdrucke sind eher fraglich, was so viel heißt wie, dass die Experten sich nicht sicher sind, ob sie nicht doch gefälscht sind.

Aufdruckvielfalt

Es gibt riesige Menge verschiedener Aufdrucke. Man kann zehn Bezirksnummern, verschiedene Schrifttypen und ein- oder mehrzeilige Ortsnamen unterscheiden. Andere Sammler versuchen alle Typen eines Ortes zu sammeln. Dabei kommen viele Stempel nur auf sehr wenigen Werten vor. Zum Beispiel gibt es keinen Ort, in dem wirklich alle Marken der zweiten Kontrollratsserie überdruckt wurden.  

Daneben gibt es jede Menge Aufdruckabarten wie kopfstehende Aufdrucke, Paare mit und ohne Aufdruck, doppelte Aufdrucke usw. Bedenkt man die primitive Herstellungsart dieser Marken, so wundert dies kaum. Solche Abarten sollten keinesfalls überbewertet werden.

Zehnfachfrankaturen

Reichsmarkmarken konnten bis zum 31. Juli 1948 zu einem Zehntel ihres Frankaturwertes weiter verwendet werden. Belege mit solchen Frankaturen werden als Zehnfachfrankaturen bezeichnet und sind gesucht.

Das solltest du beachten

Die Bezirksstempel sind sehr fälschungsgefährdet. Schon während der Produktionszeit und kurz danach wurden gefälligkeitshalber Marken überdruckt. Viele Aufdrucke sind fragwürdig. Daher sollte man Bezirksstempelaufdrucke nur mit neuer Prüfung kaufen oder eintauschen.

Ungeprüfte Stücke werten laut MICHEL-Katalog nur wie unüberdruckte Briefmarken. Auch geprüfte Marken, deren Stempel nicht identifizierbar ist, werten nur wie postfrische Marken. 


Dieser Artikel gehört zu einer Artikelserie, die im Jahr 2002 in Zusammenarbeit von Horst Geyermann von der Arbeitsgemeinschaft "DDR spezial" im Philatelisten-Klub Berlin-Mitte und Reinhard Nitzsche für die Zeitung "Post für Dich" unserer Gruppe Stadt Berlin. Für die Website wurde er leicht überarbeitet.